Nach fünfeinhalb Jahren gehen Ruben Vargas und der FC Augsburg getrennte Wege. Den Schweizer Nationalspieler zieht es aus der Fuggerstadt zum FC Sevilla.

„Mit Ruben Vargas ist es uns gelungen, ein großes Schweizer Talent zu verpflichten, an dem auch andere europäische Vereine interessiert waren. Ruben hat sich in Luzern toll entwickelt und ist nun bereit für den nächsten Schritt“, hatte Stefan Reuter, damaliger Geschäftsführer Sport des FCA, die Verpflichtung des Offensivspielers am 18. Juni 2019 kommentiert.

Und Reuter sollte Recht behalten: Aus dem einstigen Talent ist inzwischen ein gestandener Profi geworden. In 161 Spielen trug Vargas das FCA-Trikot, 23 Treffer und 19 Assists gelangen ihm dabei. 39 Torbeteiligungen an der Zahl, die den 26-Jährigen – bis zum nun vollzogenen Wechsel – zum Top-Scorer unter allen aktuellen Spielern im Augsburger Kader machten.

Debüt in der Nati und ein (beinahe) folgenschwerer Tritt

Während seiner Zeit in Deutschland erlebte der Schweizer einige Höhen und Tiefen, wie es in der Karriere eines jeden Fußballprofis eben üblich ist. Der große Schritt von Jugendklub FC Luzern in die Bundesliga machte sich jedenfalls schnell bezahlt, denn nicht einmal drei Monate nach seinem Wechsel feierte der damals 21-Jährige sein Debüt in der A-Nationalmannschaft.

Mit dem FCA war Vargas unterdessen dem Abstieg in seiner Debütsaison nur knapp entgangen (Platz 15), auch in der darauffolgenden Spielzeit musste bis zum Ende gezittert werden. Ein Tag, den der Offensivmann dabei so schnell nicht vergessen haben dürfte: der 15. Mai 2021.

Am vorletzten Spieltag der Saison 2020/21 hatte der FCA als Tabellen-14. den SV Werder Bremen empfangen, der nur einen Platz und mit zwei Punkten weniger hinter dem FCA rangiert hatte. Und auch auf Arminia Bielefeld (16., 31 Punkte) sowie den 1. FC Köln (17., 29 Punkte) war der Vorsprung alles andere als komfortabel gewesen.

So kam es also zu einem richtungsweisenden Duell in der WWK-Arena, wo Fehler unbedingt vermieden werden mussten. In der 12. Minute erhitzten sich die Gemüter dann urplötzlich – doch was war passiert, fragten sich die Fans, die das Spiel aufgrund der Corona-Pandemie lediglich von zuhause aus verfolgen konnten. Die Wiederholung brachte Aufklärung: Vargas hatte gegen Bremens Gebre Selassie ausgetreten – nach VAR-Check zückte Schiedsrichter Robert Schröder glatt Rot.

Mit Tränen in den Augen verließ der Augsburger das Feld – ihm war sofort klargeworden, welchen Bärendienst er seinem Team im Kampf gegen den Abstieg damit erwiesen hatte. Am Ende durfte jedoch auch der Flügelspieler wieder jubeln: Der FCA siegte mit 2:0 und sicherte den vorzeitigen Klassenerhalt.

Leistungsdiskrepanz?

Einen Abstieg musste Vargas, das ist natürlich allen FCA-Fans bewusst, auch in den kommenden Jahren nicht miterleben. Stattdessen festigte er durch regelmäßige Einsätze seinen Stammplatz in der Schweizer Nati, mit der er unter anderem an zwei Europameisterschaften sowie einer Weltmeisterschaft teilnehmen durfte.

Auch bei der Bewertung seiner Entwicklung in den vergangenen Jahren darf das Nationalteam derweil keinesfalls außer Acht gelassen werden. Schließlich verfestigte sich mit zunehmender Zeit immer mehr der Eindruck, Vargas könne sein volles Potenzial zumeist nur im Kreise seiner Landsmänner abrufen. Schlichtweg ein Zeichen für mangelnde Konstanz? Oder etwa ein Rückschluss auf die grundlegend unterschiedlichen taktischen Ansätze des FCA und der Nati? Darüber kann nur spekuliert werden …

Hohe Ablöse kurz vor Vertragsende

Worüber nicht weiter spekuliert werden muss, ist Vargas‘ sofortiger Abgang nach Sevilla. Ein halbes Jahr vor Vertragsende in Augsburg hat sich nicht nur die Spielerseite, sondern auch der FCA mit den Andalusiern geeinigt.

2,5 Millionen Euro Fixablöse sowie mögliche Bonuszahlungen in Höhe von einer Millionen Euro erhalten die Fuggerstädter laut Medienberichten für den 50-maligen Nationalspieler. Eine Summe, für die es Sportdirektor Marinko Jurendic – zumindest wenn man sich rein auf die Gegenwart bezieht – in Anbetracht der Vertragskonstellation definitiv zu gratulieren gilt.

Wie reagiert der FCA auf den Vargas-Abgang?

Nichtsdestotrotz verliert der FCA, dessen Offensivspiel in den vergangenen Monaten ohnehin schon stark limitiert gewesen ist, einen Spieler, der in Bestform genau bei diesem Problem hätte behilflich sein können. Ob der Transfererlös umgehend in einen positions- und spielertypsgetreuen Ersatz investiert wird, ist nach aktuellem Stand offen.

Vargas wird sich mit dieser Frage auf jeden Fall nicht beschäftigen müssen. Stattdessen gilt es für den spanisch sprechenden Angreifer nun erstmal, sich beim Rekordsieger der Europa League zurechtzufinden – und dem derzeitigen Tabellen-14. von La Liga aus der anhaltenden Krise zu helfen.

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